Soziale Jahre
Seit dem Ende des Zivildienstes werden von jungen Leuten aus Deutschland zunehmend Freiwilligendienste als Gap Year absolviert, die meistens öffentlich unterstützt werden. Mit gemeinnützigen Tätigkeiten engagiert man sich für die Gesellschaft, lernt neue Menschen und Arbeitsfelder kennen und erhält i.A. ein kleines "Taschengeld". Ein halbes bis ganzes Jahr ist üblich, manchmal auch mehr.
Besucht zum Thema Soziales Jahr unbedingt auch die Seite mit den Erfahrungsberichten. Die Seite Rechtliches erklärt außerdem Rahmenbedingungen und Chancen für ein soziales Gap Year.
Soziale Jahre in Deutschland
Die wichtigsten Gap-Year-Programme in Deutschland sind das FSJ (Freiwillige Soziale Jahr, seit 1964), das FÖJ (Freiwillige Ökologische Jahr, seit 2002) und der BFD (Bundesfreiwilligendienst, seit 2011).
FSJ- und FÖJ-Angebote basieren heute auf dem Jugendfreiwilligendienstegesetz von 2008. Das FSJ gibt es in der Armen- und Altenpflege, Gesundheitspflege, Kinder- und Jugendhilfe, Jugendarbeit und in kulturellen Einrichtungen, das FÖJ z.B. im Naturschutz, der Landwirtschaft oder Forstwirtschaft. Zugelassene Träger der beiden Programme sind gemeinnützige Organisationen, etwa das Deutsche Rote Kreuz, Umweltschutzverbände oder kirchliche Vereinigungen wie die Diakonie oder Caritas.
Der BFD basiert auf dem Bundesfreiwilligendienstgesetz von 2011 und löste damals den Zivildienst ab, indem die dortigen Einsatzstellen übernommen wurden. Die Tätigkeitsbereiche sind ähnlich dem FSJ und FÖJ, dazu kommen aber Aufgaben im Zivil- und Katastrophenschutz und zur sozialen Integration - sowie im Rahmen eines Sonderprogramms auch in Flüchtlingseinrichtungen.
Soziale Jahre im Ausland
Ein Ableger des FÖJ für Gap Years im Ausland ist der IJFD (Internationale Jugendfreiwilligendienst). Oft ist aber eine eigene finanzielle Beteiligung z.B. für die Unterkunft oder Reisekosten nötig. Es gibt leider auch keine zentral durchsuchbare Datenbank der Einsatzstellen.
Das Programm weltwärts des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) vermittelt soziale Tätigkeiten in Entwicklungsländern und übernimmt fast alle Kosten, abgesehen u.a. von den Fahrten zu Auswahltreffen. Teilnehmer werden über ihre Mitarbeit hinaus gebeten, für "ihre" Hilfsorganisation im Bekanntenkreis Spenden einzuwerben. Es gibt eine komfortable Online-Recherche (siehe Stellensuche-Links).
kulturweit ist ein Kultur-Freiwilligendienst der UNESCO für Menschen zwischen 18 und 26, der unter anderem für den DAAD, das Goethe-Institut oder die Deutsche Welle Akademie geleistet werden kann. Es gibt Zuschüsse für Unterkunft und Verpflegung, Reisekosten, Sozialversicherung und Sprachkurse und ein Taschengeld. Tätigkeiten in einem solchen Gap Year können z.B. eine Assistenz im Deutschunterricht an einer Partnerschule oder die Organisation von Kulturveranstaltungen sein.
Das Europäische Solidaritätskorps (ESK, Infos seit 2019 unter solidaritaetskorps.de) ist ein 2016 gestartetes Freiwilligenprogramm für Menschen von 18 bis 30, mit dem die EU-Kommission Hilfe in Notsituationen, für Flüchtlinge und für den Umweltschutz in Europa unterstützt. Die Finanzierung basiert auf dem EFD-Programm (Europäischer Freiwilligendienst). Teilnehmer erhalten höhere Zuschüsse als in anderen Förderprogrammen, jedoch ist der Bewerbungsprozess (erst bei inländischen Entsendeorganisationen, dann im Ausland) etwas langwieriger - und das ESK-Verfahren bevorzugt Menschen, die in anderen Gap-Year-Programmen nur geringe Chancen haben.
Einen umfangreichen Überblick über Freiwilligen-Programme im Ausland - inkl. Statistiken zu Teilnehmern, Einsatzorten, Bewerbungsdauer und Kosten (mit Stand von 2014) - gibt übrigens die Seite Wegweiser Freiwilligenarbeit.
Diverse Organisationen vermitteln auch Freiwilligendienste, die nicht durch öffentliche Programme gefördert werden. Das setzt eine höhere Eigenbeteiligung voraus: Als Teilnehmer zahlt man Geld! Die Plattformen Freiwilligenarbeit.de und KulturLife nennen diese Teilnehmer "Volunteers" und arbeiten weltweit mit vielen Organisationen zusammen. Für jedes Programm erfährt man enthaltene Leistungen (wie Unterkunft und Seminare) und die Preisliste für verschiedene Aufenthaltsdauern.